Verschwundene Arbeit, verlorene Berufe
Die neue Ausstellung erzählt in Senftenberg von fast vergessenen Professionen
Eine gute Nase brauchte man schon, um im Dienst des preußischen Königs als „Kaffeeriecher“ anzuheuern. Weniger wohlduftend war wohl der Arbeitsplatz der „Abtrittanbieterin“, die in den Straßen Passanten einen Eimer für „dringende Geschäfte“ anbot. Beiden gemeinsam ist, dass man sie ab sofort in der neuen Sonderausstellung „Verschwundene Arbeit, verlorene Berufe“ im Museum Schloss und Festung Senftenberg treffen kann. „Die Ära des Bergbaus in der Lausitz neigt sich dem Ende zu und somit werden auch die mit ihm verbundenen Berufe und Tätigkeiten unweigerlich verloren gehen. Dies war für uns der Anlass in die Geschichte zu blicken, denn Strukturwandel geschieht nicht zum ersten Mal. Unzählige Berufe sind wieder aus unserem Alltag verschwunden. Diesem Phänomen gehen wir auf unterhaltsame Art und Weise in der neuen Sonderausstellung nach“, so Museumsdirektor Stefan Heinz. Bis Februar 2022 ist die Ausstellung im Schloss zu sehen. Erlebnisführungen und Programme für Schulklassen laden zudem zu einer Reise in die Welt der fast vergessenen Professionen ein.
Vom Nachtwächter zum Postillion – vergessene Berufe im Fokus
Die Ausstellung rückt die Blütezeit von Berufen wie dem „Perückenmacher“, dem „Nachtwächter“, dem „Goldschläger“ oder dem „Postillion“ in den Blick. Was waren ihre Aufgaben und warum sind ihre Berufe heute in Vergessenheit geraten? „Nicht wenige der verschwundenen Berufe erscheinen uns heute kurios und doch waren ihre Aufgaben einst essentiell. So sorgte der Bader für Körperhygiene und übernahm auch schon mal die Zahnbehandlung. Eine medizinische Ausbildung im heutigen Sinne gab es vor 300 Jahren noch nicht,“ so der wissenschaftliche Volontär Nils Damhuis, der sich für die Ausstellung verantwortlich zeigt. „Manchmal waren es Erfindungen, die einen Beruf durch einen anderen ersetzten, oft standen aber auch grundlegende gesellschaftliche Umbrüche hinter einem Wandel.“
Das größte der über einhundert Ausstellungsstücke, ein historischer Webstuhl stammt aus der museumseigenen Sammlung. Hinzu kommen Leihgaben aus verschiedenen anderen Häusern, wie dem Buchdruckmuseum Mainz oder dem Museum für Druckkunst in Leipzig. Das Fränkische Freilandmuseum Bad Windsheim hat unter anderem die historischen Arbeitsgeräte eines Barbiers für die Ausstellung zur Verfügung gestellt.
Führungen und Programme für Schulklassen
In den Sommerferien bietet das Museum alle 14 Tage montags eine öffentliche Führung zur Ausstellung an. Der erste Termin ist Montag, der 19. Juli 2021 um 16 Uhr. Dabei werden die einzelnen Berufe und ihre Geschichte genauer unter die Lupe genommen. Im Winterhalbjahr, wenn die Tage wieder kürzer werden, ist eine Theater-Nachwächterführung geplant. Anmelden kann man sich unter Telefon 03573 – 870 2400. Alle Termine veröffentlicht das Museum auf seiner Internetseite www.museums-entdecker.de
Die Kunst ein Buch herzustellen, steht im Zentrum des Begleitprogrammes für Schulklassen. In der Ausstellung lernen die Kinder die Aufgaben von Schriftschneidern, Druckern, Goldschlägern und Buchbindern kennen. Mit Nadel und Faden wird anschließend ein eigenes Buch hergestellt. Für das Programm können sich Gruppen ab der Klassenstufe 2 ebenfalls telefonisch oder unter zum Wunschtermin anmelden.
Kontakt:
Museum des Landkreises Oberspreewald-Lausitz
Schloss und Festung Senftenberg
Schlossstraße, 01968 Senftenberg
Ferienöffnungszeiten (bis 05. September 2021): täglich 10.30 bis 17.30 Uhr
Tel: 03573 – 870 2400
www.museums-entdecker.de
Bild zur Meldung: Böttcherhandwerk Foto: Sammlung Museum OSL